Ich höre derzeit viele Diskussionen über den aktuellen Zustand der Corporate Innovation. Viele Mitarbeitende wurden entlassen, und diejenigen, die geblieben sind, kämpfen damit, die Erwartungen zu erfüllen. Einige argumentieren, dass der Fokus auf kurzfristige Kennzahlen wie ROI, Umsatz und Marktanteile diesen Teams helfen könnte, sich besser zu positionieren und zu selbstfinanzierten Explorationseinheiten zu werden. Doch Exploration ist niemals selbstfinanziert.
In der Welt der Startups geht es um das pure Überleben. Gründer wachen jeden Morgen mit einer klaren Mission auf: herauszufinden, wie sie am Leben bleiben und innerhalb ihres finanziellen Runways wachsen können (die Zeitspanne, in der ein Unternehmen operieren kann, bevor das Geld ausgeht, ausgedrückt in Monaten). Ihre Rechenschaftspflicht ist direkt – gegenüber sich selbst, ihren Teams und ihren Kunden. Jede Entscheidung wird an einer unerbittlichen Metrik gemessen: Hilft uns das, im Spiel zu bleiben, oder erreichen wir das Ende des Runways, ohne weitere Investitionen, Einnahmequellen oder Nutzer zu gewinnen?
Corporate Startups bewegen sich in einem völlig anderen Universum. Diese Teams haben die Aufgabe, neue Märkte zu erschliessen und disruptive Chancen zu schaffen, werden jedoch nach denselben Standards bewertet wie das Kerngeschäft. Kennzahlen wie Umsatz, ROI, EBIT und Marktanteil – ideal für etablierte Unternehmen – wirken wie Gift, wenn sie auf Innovation angewendet werden. Das Ergebnis? Corporate Innovation wird dafür verurteilt, keine Gewissheit zu liefern, anstatt für ihre Fähigkeit, Chancen zu entdecken.
Explorative Innovation, ähnlich wie Forschung in der Forschung und Entwicklung, ist auf schlanke externe Finanzierung angewiesen – durch Budgets, Zuschüsse oder Investitionen – denn ihr Wert zeigt sich erst über die Zeit und nicht sofort.
Das Start Metrik Problem
Hier liegt das Problem: Corporate Startups bewegen sich in einer Welt der Unsicherheit, werden jedoch mit Werkzeugen gemessen, die für Vorhersagbarkeit entwickelt wurden. Nachlaufende Indikatoren wie Umsatz und Gewinn gehen davon aus, dass Markt, Produkt und Kunden bereits bekannt sind. Doch Innovation gedeiht durch vorlaufende Indikatoren: Wie viele Annahmen wurden getestet? Wie schnell iteriert das Team? Welche ersten Anzeichen für Kundennachfrage zeichnen sich ab?
Anstatt Exploration zu fördern, zwingen diese Unternehmen ihre Innovationsteams dazu, vorschnell nach Ergebnissen zu streben. Corporate Startups, die eigentlich wie agile Entdecker arbeiten sollten, verkommen zu reinen Box-Checking-Übungen – getrieben von der Angst vor dem Scheitern, anstatt von der Neugier auf das Unbekannte.
Startups haben „Skin in the Game“
Vergleichen wir das mit einem Startup. Gründer haben kein Sicherheitsnetz. Sie haben ihre Zeit, ihr Geld und ihren Ruf in ihr Unternehmen investiert. Ihre Rechenschaftspflicht ist absolut – wenn sie scheitern, ist das Spiel vorbei. Dieser klare Fokus treibt alles an: konsequente Kundenvalidierung, schnelles Prototyping und das notwendige Pivoting.
Corporate Startups? Ganz anders. Die meisten Innovationsteams sind angestellte Mitarbeitende. Ihr persönliches Risiko ist minimal und ihre Anreize sind oft falsch ausgerichtet. Sie kämpfen nicht ums Überleben – sie navigieren durch Bürokratie, politische Spielchen und Quartalsberichte. Ohne den Druck, etwas zu verlieren, fehlt oft die Dringlichkeit, wirklich durchzubrechen.
Corporate Innovation braucht neue Start Metriken
Wenn Corporate Startups erfolgreich sein wollen, müssen sie aufhören, das Playbook des Kerngeschäfts zu kopieren. Exploration erfordert andere Start Metriken und ein anderes Mindset. Anstatt zu fragen: „Was ist der ROI?“, sollte die Frage lauten: „Was haben wir diese Woche gelernt?“ Der Fokus muss von nachlaufenden zu vorlaufenden Indikatoren wechseln:
Validierte Hypothesen: Verwandeln wir Vermutungen in Fakten?
Fortschritt bei der Kundenerforschung: Decken wir echte Nachfrage auf?
Experimentiergeschwindigkeit: Wie schnell testen und iterieren wir?
Noch entscheidender ist, den Innovationsteams Autonomie und Schutz zu geben, um scheitern zu dürfen. Erfolg in der Corporate Innovation bedeutet nicht, Fehler zu vermeiden – es geht darum, schneller zu lernen als die Konkurrenz ohne interne Politik. Genau das ist der entscheidende Vorteil jedes Startups.
Warum Startups gewinnen
Startups sind erfolgreich, weil ihr Überleben davon abhängt. Sie messen, was wirklich zählt: validiertes Lernen, Kundenakzeptanz und später Durchsatz- oder Break-even-Potenzial. Corporate Startups hingegen müssen sich verhalten, als würden sie ein etabliertes Unternehmen führen, noch bevor sie bewiesen haben, dass ihre Idee funktioniert. Das macht Sinn aus Sicht auf Stufe des Projektportfolios, aber definitiv nicht auf Stufe Einzelprojekt.
Dieser Widerspruch zwischen Metriken und Motivation ist der Grund, warum viele Corporate-Innovationsinitiativen scheitern. Sie sind darauf ausgelegt, das Bekannte zu optimieren, statt das Mögliche zu entdecken.
Startups konzentrieren sich auf schnelles Lernen und Validierung – nicht auf Umsatz –, um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen. Wenn Corporate Startups bereits an traditionellen, nachlaufenden Finanzmetriken gemessen werden, noch bevor sie Kunden gewonnen haben, behindert das Innovation und Wachstum.
Fazit: Lasst Innovatoren zu „Innopreneuren“ werden
Corporate Startups werden nie erfolgreich sein, wenn einzelne Projekte anhand von Metriken bewertet werden, die für das Kerngeschäft gedacht sind. Innovation ist von Natur aus chaotisch, unvorhersehbar und zeigt erst mit der Zeit Ergebnisse – doch genau hier entstehen bahnbrechende Fortschritte.
Die Lösung? Bewerte Innovationsprojekte nach dem Fortschritt in Lernen und Exploration in den angestrebten Transformationsbereichen, nicht nach unmittelbarem ROI, Umsatz oder Marktanteil. Halte Innovationsteams durch schrittweise Investments verantwortlich, gewähre ihnen Autonomie und Gründer-ähnliche Anreize. Am wichtigsten: Gib ihnen die Freiheit, zu experimentieren, ohne den ständigen Druck des Scheiterns. Startups verstehen das intuitiv. Corporate Innovatoren müssen sich diese Denkweise aneignen – bevor ihre Innovationsbemühungen scheitern.
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