Vor kurzem besuchte ich einen modern gestalteten Innovationshub, und sofort fiel mir der Tischtennistisch auf, flankiert von einem Tischkicker. Mein erster Impuls war, mit dem Finger über die Tischplatte zu streichen, um den Staub zu sehen, der sich angesammelt hatte – ein Zeichen dafür, dass diese Objekte meistens blosse Dekoration sind. Mein zweiter Gedanke war das Fehlen von Ranglisten und Turnierplänen. Während ich in diesem Raum stand, wurde mir klar, dass diese Elemente, die oft als Symbole einer entspannten, kreativen Kultur angepriesen werden, in Wirklichkeit nur eine Fassade sind. Wahre Innovationskultur entsteht nicht durch die Einführung standardisierter Kreativzonen, sondern durch die Freiheit, die individuellen Facetten der Menschen auszudrücken. Nur wenn Mitarbeitende Raum für eigene Ideen und Persönlichkeiten haben, kann eine authentische, vielfältige und kreative Kultur entstehen, die das wahre Potenzial freisetzt.
Wahre Innovationskultur entsteht durch Freiheit – Freiheit vom Druck, sich an Standards anzupassen, und die Fähigkeit, individuelle Facetten der Menschen auszudrücken.
Die Illusion der „kreativen Kultur“
Viele Innovationshubs setzen auf klischeehafte kreative Objekte, um ein Bild von einer entspannten und offenen Kultur zu vermitteln. Diese Oberflächenkultur ist jedoch meist erzwungen und letztlich künstlich, wenn den Menschen wenig mehr als symbolische Designstücke geboten werden. Je mehr Geld und Interior-Design in diese Räume investiert wird, desto schlimmer wird es. Warum sollte ein Raum übertrieben stylisiert sein? Es gibt keinen wirklichen Grund dafür, ausser dass Innenarchitekten davon profitieren. Diese überdesignten Umgebungen erzeugen ein Gefühl der Inauthentizität, das Kreativität erstickt, anstatt sie zu fördern. Eine lebendige Innovationskultur kann nicht in einem Raum gedeihen, der nur als stylisches Schaufenster dient. Stattdessen erfordert sie echte Interaktionen und ein Umfeld, das den Menschen ermöglicht, ihre Individualität und Kreativität auszudrücken.
Kultur entsteht durch Freiheit, nicht durch Zwang
Kultur entwickelt sich, wenn Menschen die Freiheit haben, ihre Ideen und Werte ohne vordefinierte Erwartungen beizutragen. Zwang – sei es durch einen vorgeschriebenen „Startup-Lifestyle“ oder einheitliches Raumdesign – erstickt diese Freiheit. Moderne Open-Space-Büros tun genau das Gegenteil: Sie eliminieren alle persönlichen Akzente, erzwingen „Clean-Desk" Politik und erzeugen einheitliche Arbeitsplätze. Das Gegenteil sollte der Fall sein. Vielfalt und Kreativität gedeihen nur, wenn keine vorgefasste Vorstellung von Kultur aufgezwungen wird. Ein Umfeld, das Individualität fördert, erlaubt es den Menschen, sich vollständig zu zeigen und authentische Verbindungen miteinander aufzubauen. Erst dann kann eine wirklich innovative und dynamische Kultur entstehen.
Lebensräume statt Showrooms: Vielfalt durch Freiheit im Design
Unternehmen sind ebenfalls Lebensräume und sollten daher auch so gestaltet werden. Die meisten von uns arbeiten heute nicht mehr in Fabriken, in denen Produktionslinien oder Werkstätten dominieren, um effizient zu sein. Statt designte Räume vorzuschreiben, sollten Innovationshubs den Menschen ermöglichen, ihre Arbeitsumgebungen nach ihren Bedürfnissen und Visionen zu gestalten. Dieser Ansatz zeigt die individuellen Facetten der Mitarbeitenden und lässt sie den Raum wirklich zu ihrem eigenen machen. Wenn Mitarbeitende die Freiheit haben, ihre Umgebung aktiv zu gestalten, fördert dies nicht nur ihr Wohlbefinden, sondern steigert auch Kreativität und Innovation. Ein persönlicher Arbeitsplatz, der die Identität und Werte der Mitarbeitenden widerspiegelt, trägt erheblich dazu bei, eine authentische und inspirierende Unternehmenskultur zu entwickeln.
Vertrauen statt Kontrolle: Die Grundlage für wahre Innovation
Arbeits- und Sitzcluster sollten nach Bedarf entstehen und verschwinden, basierend auf ihrer Relevanz und Effektivität, nicht weil der Chef seine „Schafe“ nah beieinander haben möchte. Besonders in multidisziplinären, heterogenen Teams sollten Menschen auf eine Weise zusammenarbeiten, die für sie Sinn macht, nicht für ihre Vorgesetzten. Eine Kultur, die auf Vertrauen und persönlicher Verantwortung basiert, gibt den Mitarbeitenden die Freiheit, ihre eigene Kultur zu leben. Ohne Angst vor Repressalien sollten sie zusammenarbeiten, Experimente machen, Fehler begehen und wachsen. Diese Freiheit, Entscheidungen ohne ständige Aufsicht zu treffen, schafft das Vertrauen, das für Innovation unerlässlich ist. Wenn Mitarbeitende die Möglichkeit haben, in flexiblen, funktionalen Gruppen zu arbeiten, die ihren Bedürfnissen entsprechen, steigern sie nicht nur ihre eigene Produktivität, sondern tragen auch zur Schaffung eines kreativen und dynamischen Arbeitsumfelds bei. So entsteht eine lebendige Innovationskultur, die auf Zusammenarbeit und gegenseitigem Respekt basiert.
Vielfalt statt Uniformität: Gelebte Rituale statt vorgeschriebene Events
Ich erinnere mich lebhaft an ein Team, in dem das Konzept des „Ballalarms“ entstand. Jeder im Team hatte Bälle und die Freiheit, jederzeit einen kurzen Ballkampf zu initiieren. Zwanzig Jahre später sprechen wir immer noch darüber. Die wahre kulturelle Vielfalt eines Teams spiegelt sich in den spontanen, selbst geschaffenen Ritualen und Begegnungen wider, die im Alltag entstehen. Echte Gemeinschaft wächst aus diesen persönlichen Momenten, nicht aus sorgfältig geplanten Teamevents oder strukturierten „Innovationsprogrammen“. Diese kleinen, sorglosen Interaktionen fördern den Zusammenhalt und die Kreativität im Team. Eine lebendige Kultur entwickelt sich jederzeit durch die Menschen selbst, nicht durch vorgefertigte Artefakte, wie zum Beispiel die allgegenwärtigen Trinkrunden um fünf Uhr oder das Bier um vier am Donnerstag. Wenn Mitarbeitende ermutigt werden, eigene Traditionen und Rituale zu schaffen, bildet sich eine tiefere Bindung, die das Team stärkt und die Innovation fördert.
Fazit Innnovationskultur
Die Gestaltung von Arbeitsumgebungen in Innovationshubs sollte nicht durch den Druck von standardisierten Designs diktiert werden. Wahre Innovationskultur entsteht aus der Freiheit, die individuellen Facetten der Mitarbeitenden auszudrücken. Moderne Open-Space-Büros, die persönliche Elemente eliminieren, ersticken Vielfalt und Kreativität. Unternehmen sollten ihren Mitarbeitenden ermöglichen, ihre Räume nach ihren Bedürfnissen zu gestalten und bedeutungsvolle Arbeitscluster zu schaffen.
Kultur wächst durch Vertrauen und persönliche Verantwortung, was den Mitarbeitenden erlaubt, ihre eigene Kultur zu leben. Spontane Rituale, wie der „Ballalarm“, zeigen, dass echte Gemeinschaft aus persönlichen Momenten entsteht. Letztlich sind es die Menschen, die eine authentische Unternehmenskultur formen – nicht vorgegebene Artefakte oder Programme. Nur so kann eine nachhaltige und kreative Innovationskultur gedeihen.
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