Bild: Eingeschränkte Wahlfreiheit, fehlende Mitsprache und offensichtliche Manipulation führen zur Reaktanz bei der Innovation (und allgemein im Leben)
Die erfolgreiche Implementierung und Akzeptanz von Innovation sind eine schwierige Aufgabe und benötigen nicht nur die kreative Seite der Innovatoren, sondern auch die unternehmerische und verhaltens-psychologische. Denn erst implementierte Innovation mit positivem Outcome darf und kann sich so nennen. Menschen lieben von Natur her Shortcuts, dem Erhalt des bestehenden Erlernten und sind daher skeptisch gegenüber Änderungen und neuen Ideen. Gerade wenn mit organisatorischem, psychischem oder zeitlichen Druck, die Möglichkeit eine Auswahl zu treffen eingeschränkt wird, dann ist die Gegenreaktion stark. Beispiele: Gurtetragepflicht, Maskenpflicht, Rauchverbot, Verbrenner-Motoren Aus, Zwangsabwertung Credit-Suisse Aktien- und Anleihenbesitzer, etc. Diese Reaktion auf Innovationen erfolgen wie bei einem "Unternehmensimmunsystem" und enden in aktivem oder passiven Widerstand gegen das Neue. Die Motivation von Menschen sich zu wehren und wieder die ursprünglichen Freiheitsspielräume zu erhalten wird in der Verhaltenspsychologie als Reaktanz bezeichnet. Reaktanz kann sich durch eine direkte Ablehnung oder ein unerwünschtes offensichtliches oder verstecktes negatives Verhalten gegenüber der Innovation äußern.
Was sind die Ursachen für Reaktanz bei Innovationen?
Zunächst einmal können Menschen Innovationen aus verschiedenen Gründen ablehnen. Sei es aus Angst vor dem Unbekannten, der Mehrdeutigkeit der Situation, der Unsicherheit bezüglich dem eigenen Risiko, möglichem Positionsverlust, extern erzwungene Änderung von Organisation oder Prozessen oder ganz einfach einer bestehenden privilegierten Position. Dieses Gefühl kann durch den Verlust von Kontrolle und Autorität verstärkt werden. Es kann auch schwierig sein, das Beste aus einer neuen Situation herauszuholen, wenn man nicht weiß wie sie am besten benutzt wird, weil man nie darüber informiert oder geschult wurde.
Was kann gegen Reaktanz bei Innovationen unternommen werden?
Es gibt einige verhaltenspsychologische Methoden, die helfen können, Reaktanz zu vermindern oder zu eliminieren. Zum Beispiel können Ansätze aus der „Verhaltenstheorie“ helfen, die Einführung einer neuen Innovation auf eine Art und Weise zu gestalten, die den involvierten Menschen mehr Kontrolle und Autorität gibt. Wer Kinder hat, kennt dieses Verhalten sehr gut. Welches Spielzeug will das Kind? Natürlich dasjenige, dass es nicht haben darf. Wie bringe ich einem Teenager bei etwas Unvernünftiges zu tun? Indem ich sage, dass ist nur für Erwachsene. Dieses Verhalten zieht sich ins Erwachsenenleben weiter.
«You want me to do something, tell me I can't do.»
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Kleine Schritte, Zeit und Geduld
Die Einführung eines neuen Prozesses kann auch in kleineren Schritten erfolgen, um das Risiko zu verringern und ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Darüber hinaus können vorab einführende Schulungen durchgeführt werden, um sicherzustellen, dass die Menschen sich mit der Innovation vertraut machen können und wissen, wie sie sie am besten nutzen können. Der Einbezug und Einsatz von wenigen Mitarbeitern (Intrapreneurs), welche die Innovation selbstmotiviert aktiv einführen möchten und als interne positive Influencer dienen, verhelfen die Masse der "Late Majorities" später zu gewinnen.
Wieso Geschäftsleitungen Innovation nicht verordnen dürfen?
Es bringt nichts als Geschäftsleitung die Innovation von oben zu verordnen und eine agile und innovative Wunschorganisation auszurufen, denn Menschen orientieren sich in unklaren Situationen gerne an Ihren Mitarbeitern (Peers) bezüglich ihrem Verhalten. Um die Akzeptanz von Innovationen zu erhöhen, ist es wichtig, dass die Menschen ein Gefühl von Mitsprache, Wahlmöglichkeit, Kontrolle und Autorität haben. Dabei hilft es auch "nein sagen zu dürfen", bestehendes Verhalten weiterhin zu ermöglichen und die Innovation als "wenn du möchtest..." Ansatz zu kommunizieren.
Wrap-Up
Durch die Verwendung verhaltenspsychologischer Methoden kann Reaktanz bei der Innovation vermieden oder deutlich reduziert werden. Menschen werden dadurch ermutigt, sich über die benötigte Zeit mit der Innovation vertraut zu machen. Wichtig ist auch die Mitarbeiter wiederkehrend über die Innovation zu informieren sowie zu schulen und ihnen helfen zu lernen, wie sie sie am besten nutzen können. Diese Massnahmen helfen, das Innovationsrisiko zu verringern und den involvierten Menschen mehr Zeit, Kontrolle und Autorität zu geben, was wiederum die Akzeptanz von Innovationen erhöht.
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